von Alexander Zwickl
Die Ennstal-Classic ist eine lebendige Zeitreise, die uns daran erinnert, wie weit wir in der Automobilentwicklung gekommen sind und gleichzeitig die unvergessliche Ästhetik und Technik der Vergangenheit feiert. Sie ist kein Concours d’Elegance, kein starres Museum, in dem Automobile wie ausgestorbene Dinosaurier präpariert und ausgestopft werden.
Es ist ein Fest für die Sinne, eine Gelegenheit, sich in eine Welt zu begeben, in der jede Kurve, jeder Motor und jedes Cockpit eine eigene Geschichte erzählt.
In einer Welt, die immer mehr von Verboten und Richtlinien dominiert wird, ist die Ennstal-Classic ein Jurassic Park, in dem längst vergessene Raritäten der Ur-Automobilzeit einen geschützten Lebensraum geboten bekommen.
Doch die Ennstal-Classic bleibt deshalb nicht etwa stehen, sie entwickelt sich beständig weiter und ist sich auch ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung bewusst.
Die ersten Teilnehmer verbrennen statt fossiler Kraftstoffe bereits synthetisch erzeugte E-Fuels. Der restliche CO2 Ausstoß der Veranstaltung wird kompensiert, dadurch ist die Rallye „klimaneutral“.
Auch technologisch ist die Rallye führend. Ein hochmodernes GPS-Zeitmessungssystem erhöht die Anzahl der Sonderprüfungen bis an die Belastbarkeitsgrenze für Mensch und Maschine. Über eine neue Kommunikations-App werden Informationen und Daten an Teilnehmer direkt in Echtzeit gesendet.
Die Strecke – auch dieses Jahr eine Herausforderung – kein Blumen-Corso sondern Sportlichkeit mit über 50 Sonderprüfungen.
Am Donnerstag geht es von Gröbming aus Richtung Süden bis nach Kärnten mit einem Mittagsstopp in Taggenbrunn. Wo sonst Formel-1 Autos die Grenzen der Physik sprengen, wird die Rallye heuer wieder ihre Runden drehen, am Red Bull Ring. Die letzte Königsetappe führt über den 1790 Meter hohen Sölkpass, der schon in der späten Bronzezeit zur Alpenüberquerung ins Ennstal diente. Wenn sich anschließend im sommerlichen Abendlicht der Grimming aus den Tiefen des Ennstals erhebt, wissen die Teilnehmer, dass nach über 400 Kilometern das Ziel in Schladming zum Greifen nah ist.
Vier Etappen unterteilen die 450 Kilometer lange Strecke am Freitag. Die Rallye stoppt nach längerer Abwesenheit wieder in Gmunden, im historischen Toscanapark am Traunsee. Am malerischen Stadtplatz in Steyr, zwischen stolzen, jahrhundertealten Gebäuden, pausiert die Ennstal-Classic zur Mittagsrast. Die darauffolgende Szenerie der Strecke könnte unterschiedlicher nicht sein. Zunächst über die sanften, lieblich-grünen Hügel des Panorama-Höhenwegs zwischen Waidhofen und Ybbsitz geht es nach Lunz am See. Anschließend windet sich die Rallye zwischen den kargen Felswänden des Gesäuses und der ungezähmten Enns, heim nach Gröbming.
Am Samstag transformiert sich die sonst so ruhige Marktgemeinde Gröbming zu einem Festival für historische Automobile. Startend mit der klassischen Bergprüfung auf den Stoderzinken, den Hausberg der Ennstal-Classic und das schon lange bevor er zum schönsten Platz Österreichs gekrönt wurde. Das Finale ist traditionell der PORSCHE DESIGN Grand Prix, wo Motorsport zum Angreifen lebendig wird.
Die Ennstal-Classic steht für Sportlichkeit, für Herausforderung, für Leidenschaft und artgerechtes Autofahren im letzten Paradies. Aber Oldtimer fahren bedeutet auch eine ambivalente Entschleunigung, eine Reise in eine vergangene Ära, in der die Zeit noch anders floss. Der hektische Alltag wird ausgeblendet und die täglichen Sorgen verblassen, während der Geist frei wird von der ständigen Überstimulation der modernen Welt.
Doch sobald man über die Startrampe in Gröbming rollt, entbrennt ein Wettbewerb gegen tückische Hundertstel-Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen können, und gegen sich selbst. Die Konzentration über hunderte Kilometer aufrechtzuerhalten ist eine körperliche und geistige Herausforderung für Fahrer und Beifahrer. Es ist die Leidenschaft der Piloten in den Cockpits, die ungetrübte Freude der Menschen am Streckenrand und die Motivation der freiwilligen Helfer, die die Faszination der Ennstal-Classic ausmacht.
Anmeldungen bis 31. März 2024, das Teilnehmerfeld ist limitiert.