Als Bürgermeister von Gröbming ist Thomas Reingruber seit 2018 mit viel Leidenschaft im Einsatz, um die Marktgemeinde noch attraktiver zu gestalten. Was dabei natürlich nie fehlen darf: Voller Einsatz für die Ennstal-Classic! Wir haben den Vollblut-Politiker zum Interview getroffen.
Gleich vorweg: Wie sind Sie eigentlich in die Politik gekommen?
Thomas Reingruber: Das ist eine lustige Geschichte. Ich war ja ursprünglich in der Versicherungsbranche. Eines Abends habe ich beim Stammtisch wieder einmal gescheit dahergeredet, woraufhin einer meiner Kollegen zu mir gesagt hat: „Weißt du, Thomas, eigentlich solltest du in die Politik gehen, wenn du immer alles so viel besser weißt!“ Das hab ich dann, damals als 29-Jähriger, auch gemacht und schon am ersten Tag gewusst: Hier bin ich richtig, das ist das, was ich machen möchte. Nach fünf Jahren im Gemeinderat wurde ich Vizebürgermeister und nach weiteren drei Jahren dann Bürgermeister.
Bürgermeister sind Sie ja im Jahr 2018 geworden – was hat sich seither getan?
Thomas Reingruber: Darüber könnte ich jetzt stundenlang reden, so viel ist passiert! Wir sind zum Beispiel dabei, die Wasserversorgung der Gemeinde zu sanieren und auszubauen. Auch die Gemeindefinanzen haben wir stark optimiert. Ein ganz großes Projekt ist der neue Gewerbepark an der B 320. Generell achten wir auch sehr darauf, die Lebensqualität in Gröbming noch weiter zu verbessern, etwa mit vielen Maßnahmen zum Thema Verkehr, einem neuen Wanderwegenetz, einer Kneippanlage und einem neuen Spielplatz, der in Zusammenarbeit mit unserem Kindergemeinderat entstehen soll.
Was ist ein Kindergemeinderat?
Thomas Reingruber: Das ist ein richtiger Gemeinderat, der aus einer Gruppe von 8- bis 13-jährigen Kindern entstehen soll. Die Kinder wählen einen eigenen Bürgermeister und werden Gemeinderatssitzungen abhalten. Daraus sollen neue Projekte hervorgehen, die dann umgesetzt werden. Zum einen geht es darum, dass man der jungen Generation dadurch gleich ein Demokratieverständnis vermittelt, zum anderen bekommt man aber auch mehr Bezug zu dieser Altersklasse und vielleicht weiterfolgend auch zu den Teenagern. Die haben sich bislang als schwer zugänglich herausgestellt. Wir sind ja immer darum bemüht, unsere Gemeinde vor allem für Familien lebenswerter zu gestalten. Das zeigt sich auch am neuen Kindergarten, den wir um 6 Mio. Euro gebaut haben. Er ist 51 Wochen im Jahr von 7 bis 17 Uhr geöffnet und ermöglicht so eine hervorragende Kinderbetreuung das ganze Jahr über. Allerdings wird er schon wieder fast zu klein, da wir eine Zuzugsgemeinde sind und starke Geburtenjahrgänge zu verzeichnen haben.
Viele Gemeinden haben gerade am Land mit Abwanderung zu kämpfen. Warum ist Gröbming so gefragt?
Thomas Reingruber: Der Bezirk Liezen an sich ist durchaus ein Abwanderungsbezirk, wobei der Osten deutlich stärker davon betroffen ist als der Westen. Warum gerade wir eine Zuwanderung verzeichnen, liegt vor allem an drei Faktoren: Es gibt erstens ausreichend attraktive Arbeitsplätze – wir haben 1.700 Arbeitsplätze, was im Verhältnis zu unserer Einwohnerzahl überdurchschnittlich viel ist. Zweitens ist das Wohnen bei uns im Vergleich zu anderen Gemeinden noch leistbar, wobei derzeit die Preise leider auch hier steigen. Wir versuchen allerdings, dieser Entwicklung mit Siedlungsgenossenschaften etc. entgegenzuwirken. Und drittens ist es unsere gute Infrastruktur: eben die besagte Kinderbetreuung, die für die Wirtschaft eine große Rolle spielt, unser Gesundheitssystem mit Ärzten, einer Apotheke usw., ein funktionierender Ortskern mit vielen Geschäften – hier gibt es alles, was man braucht, in unmittelbarer Nähe. Und rundherum ist man sofort im Grünen.
Obwohl Gröbming so viel zu bieten hat, gibt es doch relativ wenig Betten für Touristen. Ist es geplant, die Gemeinde auch touristisch weiter auszubauen?
Thomas Reingruber: Ja, in den kommenden Jahren soll es hier einige Projekte geben. Durch die Tourismusstrukturreform befinden wir uns jetzt ja im Herzen der Tourismusregion Schladming-Dachstein und bieten den Besuchern ein breites Spektrum – z. B. mit der Zipline, dem Stoderzinken mit Klettersteigen, einem Abenteuerpark, verschiedenen Radrouten und auch als Wanderziel. Der Gesundheitstourismus ist bei uns ebenfalls ein großes Thema – als Geburtsort des berühmten Arztes F. X. Mayr und als heilklimatischer Kurort. Somit werden wir auch die Bettenkapazität ausweiten: Das Gesundheitshotel Spanberger wird erweitert und es werden unter anderem neue Ferienappartements gebaut, allerdings nicht als versteckte Zweitwohnsitze! Der Verkauf von Ferienwohnungen treibt die Immobilienpreise unnötig in die Höhe und wir achten lieber darauf, echte Touristen bei uns begrüßen zu dürfen. Dabei spielt auch das Thema Nachhaltigkeit bei uns eine große Rolle. Wir gehen sehr vorsichtig mit unserem Naturraum um.
Wie schafft es eine verhältnismäßig kleine Gemeinde, so ein großes Erfolgsprojekt wie die Ennstal-Classic umzusetzen?
Thomas Reingruber: Die Ennstal Classic ist seit 30 Jahren eine fixe Veranstaltungsgröße in Gröbming, aber sie wurde ja nicht von Anfang an in dieser Dimension durchgeführt. Wir sind gemeinsam 30 Jahre lang gewachsen und so hat sich alles sehr gut eingependelt, vor allem auch dank des fleißigen Teams der Ennstal-Classic rund um die Familien Glöckner und Zwickl. Die Ennstal-Classic gehört mittlerweile einfach zu unserem Sommer-Alltag dazu und ist keine Herkules-Aufgabe mehr. Außerdem sind fast viele im Ort in irgendeiner Art und Weise daran beteiligt: Der Bauhof der Gemeinde kümmert sich im Hintergrund um den Aufbau der Bühne, um Absperrungen, um Anschlüsse wie Wasser und Elektronik etc., die Wirte sorgen für die Kulinarik, die Jugendlichen verkaufen Souvenirs, die Feuerwehr hilft auch mit und so weiter.
Welche Bedeutung hat die Ennstal-Classic für die Region selbst?
Thomas Reingruber: Motorsport ist eine Weltsportart und sorgt somit immer für weltweite Aufmerksamkeit. Die Bilder, die bei der Ennstal-Classic entstehen, sind von Australien bis in die USA überall zu sehen. Ich selbst wurde einmal in Köln in der S-Bahn auf Gröbming als Austragungsort der Ennstal-Classic angesprochen – diese Veranstaltung hat also wirklich eine große Strahlkraft! Und damit werden auch viele Emotionen transportiert, schließlich lautet das Motto nicht umsonst: „Autofahren im letzten Paradies“.
Sind Sie schon einmal mitgefahren?
Thomas Reingruber: Bislang noch nie! Dazu bräuchte ich einmal einen Oldtimer und einen Beifahrer – oder ich selbst könnte der Beifahrer sein. Aber bis jetzt hat es sich noch nicht ergeben, obwohl ich schon einmal gesagt habe, dass ich zum 30-jährigen Jubiläum gerne mitfahren würde – was sich nun als Beifahrer von Schauspieler und Tatort-Komissar Richy Müller von Liezen bis Gröbming wunderbarerweise ergibt!
Was man so hört, verfolgen Sie ja immer gerne ehrgeizige Ziele!
Thomas Reingruber: Das stimmt. Das merke ich vor allem in der Politik, wo man sich von Hürden oder Steinen im Weg nicht beirren lassen darf. Wenn man sich nicht von seinem Ziel abbringen lässt, gelingt es am Ende fast immer. Ein Beispiel ist unser neuer Gewerbepark: Hier haben wir uns von Anfang an selbst ganz strenge Vorgaben seitens des Naturschutzes aufgebürgt. Wir haben zum Beispiel den Handel verboten, damit das Gröbminger Ortszentrum nicht leidet, und ein Bepflanzungskonzept vorgeschrieben. Grundlegend wollen wir so viele Arbeitsplätze wie möglich auf kleinstmöglichen Raum schaffen und bevorzugen Firmen, die entweder auf Holz, Energie oder Innovationen spezialisiert sind. Das hat anfangs für Kopfschütteln gesorgt, weil wir auch 30 Interessenten abgesagt haben, die nicht in unser Konzept gepasst haben. Inzwischen ist aber die Hälfte der 10 ha an 9 Unternehmen vergeben und wir sind sehr stolz darauf, hier Schritt für Schritt wirklich die Zielkriterien erfüllen zu können. Und es gilt ja oft in der Politik wie auch bei der Ennstal Classic: Der Weg ist das Ziel.