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Zum Tod von Stirling Moss’ Witwe – Farewell, Lady Susie!

Foto Archiv Ennstal-Classic

Stirling & Susi – das Ehepaar Moss war so viele Jahre so eng mit der Ennstal-Classic verbunden.

Als Stirling vor drei Jahren starb, fiel für seine geliebte Frau die Sonne vom Himmel. Seine Urne stand seither neben ihrem Bett: „Jeden Tag spreche ich mit Stirling, weil ich ihn so vermisse.“ Jetzt ist auch Susie von uns gegangen, im 70. Lebensjahr. Die letzten Jahre schon haben wir ihr Lachen vermisst im Ennstal, das sie so gerne besucht hat.

Wenn ich an Susie denke, fällt mir sofort eines ein: „Bentley & Schnitzel“. Als Stirling – quasi als Aushängeschild und englischer Botschafter der Ennstal-Classic – im April 2012 in Wien die offizielle Chopard-Uhr zum Event überreicht bekam, holte ich ihn und seine Frau am Flughafen ab. Dazu hatte ich von Bentley Wien eine Limousine organisiert – und meine liebe Freundin Inge Limbach vom ORF, die gleich ein Interview machen konnte. Gemeinsam mit dem Kamerateam warteten wir in der alten Ankunftshalle. Kurz vor der Landung des London-Flugs kam eine Maschine aus Brüssel an, eine österreichische Ministerin sah das ORF-Team und kam eiligen Schrittes auf uns zu. Inge winkte sie weiter: „Wir warten auf den großen Stirling Moss“. Und dann kam er auch schon, Susie musste ihn stützen, ein paar Wochen zuvor war Stirling in den Aufzugsschacht seines Wohnhauses gestürzt. Susie war immer seine Stütze.

Nach dem ORF-Interview verfrachtete ich Stirling & Susie in den Bentley für die Fahrt ins Hotel Sacher. Susie war beeindruckt vom Fond der Luxuslimousine: „I’m feeling like Liz Taylor – but I’m alive!“. Auch der Text, der dann zwischen dem Ehepaar lief, war an Witz, Charme und Liebenswürdigkeit nicht zu überbieten. Ich hätte ein Mikrofon installieren sollen. Nach der Chopard-Chose gingen wir abends gemeinsam ins Restaurant des Hotel Sacher essen, weil die Familie Moss dort auch Quartier bezogen hatten. Beim Blick auf die Speisekarte war ich ratlos; obwohl sie deutsch war, verstand ich kaum etwas, dabei dachte ich kulinarisch schon alles erlebt zu haben. Auch Susie war überfordert. „Zu Mittag habe ich hier Schnitzel gegessen“, meinte sie zu mir, „Das nehme ich einfach nochmal.“ Ich sah sie an: „Das mache ich auch“. Bis heute war es das beste Schnitzel meines Lebens.

Zweieinhalb Jahre zuvor hatte ich die Familie Moss schon einmal im Sacher einquartieren lassen – als Helmut Zwickl seinen 70er feierte, waren sie die Überraschungsgäste bei der großen Geburtstagsparty im Schloss Laudon. Die Sache hatte ich bereits im Sommer bei der Ennstal-Classic angeleiert und dann im Herbst per Email-Korrespondenz mit Susie finalisiert. Auch diese Kommunikation Susies war charmant und witzig und stets von britischer Höflichkeit geprägt. Wie es sich eben für eine Lady gehört – eine solche war Susie seit 1999 auch offiziell, als Stirling von der Queen zum Ritter geadelt wurde. Ein paar Wochen später erzählte ich die Story mit der Zwickl’schen Geburtstags-Überraschung im Zuge eines meiner Auslandseinsätze bei einem Abendessen mit Mercedes-Managern. „Toll. Aber was hat die Aktion gekostet? Also, wie hoch war Stirling Moss’ Honorar?“ Die Deutschen konnten nicht glauben, dass Stirling & Susie alles aus eigener Tasche bezahlt hatten. Moss war der erste hochprofessionelle Rennfahrer, und auch in der Pension ließ er sich für seine Auftritte als Botschafter der goldenen Motorsport-Ära fürstlich entlohnen – zu Recht. Die (Immobilen-)Geschäfte der Familie managte Susie von London aus, dazu das bunte, reiselustige (Berufs-)Leben der beiden. Auch als sich Stirlings Gesundheitszustand immer mehr verschlechterte, war sie stets an seiner Seite.

Susie war 24 Jahre jünger als Stirling. Und als sich die beiden das erste Mal sahen, gerade einmal fünf Jahre alt – es war in der britische Kolonie Hongkong und der Star-Rennfahrer mit seiner damaligen Frau zu Gast bei Susies Eltern. Mit 17 zog sie nach London, 1980 heirateten die beiden. Bei der Hochzeit war Susie im vierten Monat schwanger – Sohn Eliot ist es, dem heute unser größtes Beileid gilt. Ihm bleibt als Trost, dass seine Eltern jetzt wieder vereint sind.

Enrico Falchetto