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Das war die Ennstal-Classic 2024

Ein gemütliches, gut durchmischtes Starterfeld, viele Exoten, 100jähriges Edelblech. Dazu ein paar GP-Autos, Rennstimmung in Gröbming und aber und am allerwichtigsten: Eine neue Generation von Siegerinnen! Vielleicht wird die 32. Ausgabe der Ennstal-Classic als Zeitenwende in die Geschichte eingehen – wer weiß!

Zunächst. Margarita und Magdalena Voglar sind keineswegs Ennstal-Newcomerinnen. Ganz abgesehen davon, dass sie den Ennstal-Classic-Spirit quasi mit der Muttermilch (naja, Mathematiker werden das jetzt zerpflücken, aber erlauben Sie dem Chronsiten bitte das Blümerante …), weil ihre Eltern mit Fug und Recht als Veteranen der Veranstaltung gelten; Die jungen Damen themselves finden sich ja auch schon seit Jahren im Starterfeld des Bewerbes.

Die grüne 64er-Giulia TI ist EC-Freunden wohlbekannt, durchaus von Platzierungen im Spitzenfeld. Bereits 2021 ging die „Silbermedaille“ an Voglar/Voglar, den Paralell-Bewerb der „Vredestein Youngster Trophy“ haben Margarita und Magdalena auch schon für sich entschieden. Aber heuer war es soweit: Souverän, vom Start weg ungeschlagen und, glaubt man engen Konkurrenten wie dem zweitplatzierten Team Klackl/Kovacic-Klackl, auch uneinholbar holten sich die Voglars der zweiten Generation den Gesamtsieg bei der Ennstal-Classic. Und lieferten damit nicht nur den lange überfälligen, zweiten Sieg eines Damenteams bei der schönsten Wertungsfahrt Österreichs im Oldtimer-Segment. Sie räumten vor allem endgültig mit dem Vorurteil auf, Klassiker-Bewerbe wie die Ennstal-Classic seien etwas für alte Leute, die nicht nur in der Vergangenheit hängen geblieben sind, sondern auch bald gar nicht mehr sein werden.

Dass Margarita und Magdalena Voglar ein siegreiches Damenteam darstellen wollen wir hier übrigens gar nicht besonders überbewerten. Dazu besteht kein Grund. Zunächst wissen Kenner der Veranstaltung, dass bereits die zweite Ennstal-Classic der Geschichte anno 1994 das reine Damenteam Jutta Roschmann und Nicole Neukunft gewann, was damals erfrischenderweise sowas von kein Thema war, wie man es sich heute nur wünschen würde. Und schon die erste Ennstal ein Jahr davor, die ein gewisser Walter Röhrl gewinnen konnte, ging dessen Angaben nach hauptsächlich auf das Konto der Co-Piloten, seiner Frau Monika. Generell wissen Mixed-Teams aus der Geschichte: Es ist zumeist der Übersicht der Frauen geschuldet, wenn ein Team Erfolge bei einem Bewerb einfährt, bei dem es über Wegstrecken von insgesamt mehr als 1000 Kilometern auf Hundertstel-Sekunden ankommt. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis erneut ein reines Damenteam die oberste Treppe des Ennstal-Classic-Stockerls erklimmen würde. Und heuer war es so weit.

Was allerdings viel mehr erfreut, das Herz erwärmt: Die Kombination aus Jugend und Ladyness, die uns hier überwältigte. Und insgesamt ab der ersten Sonderprüfung für gute Stimmung sorgte, irgendwie. Man fühlte eine gewisse Schlagseite bei den Fans und Zuseher-Innen. Alle halfen zu den Voglars. Selten herrschte bei Halbtages-Wertungen so viel Griß um die Zeitenlisten, der Server der Ennstal-Classic-Seite, jener mit den Ergebnissen, drohte zeitweise unter der Zugriffslast einzugehen. Und als spätestens freitags zu Mittag die bereits damals zweitplatzierten Klackls gar nicht unfroh zugaben, die Mädels seien heuer wohl kaum zu schlagen, kam eine Art Woge auf, welche den Mädels den Gesamtsieg nicht nur wünschte, sondern sie regelrecht dahin schwemmte. Entsprechend großes Hallo herrschte auch beim Finale in Gröbming, als sich die Top-Ten zur letzten Runde um die GP-Strecke formierten und zwar noch nicht alles, aber doch schon vieles entschieden war.

Der dritte Platz wechselte noch (die Youngsters Kapsch/Antoni wurden noch von den Routiniers Erich und Roswitha Volk überholt, der Kenner merkt es: Ebenfalls ein Mixed-Team), ansonsten gehörte die Startrampe erwartungsgemäß Margarita und Magdalena. Der Champagner floß in Strömen, der Rest des Tages bis spät in die Nacht war eine einzige Feier.

Was ließ die Ennstal-Classic 2024 zudem glänzen? Großteils feines Wetter, das mit den üblichen Gewittern, aber keinen Kapriolen geschmückt war, die gerade richtig dosierte Anzahl an Teilnehmer-Innen, grad genug, aber nicht zu viele. Und dann waren da noch die neuen Etappenorte, an die wir uns gerne gewöhnen werden. Gmunden etwa – der wunderbare Toscanapark. Die Auffahrt der automobilen Pretiosen direkt am Wasser lieferte unzählige Fotomotive. Dann der schöne, südlichste Punkt der Route in Taggenbrunn, zum zweiten Mal dabei und gar nicht mehr wegzudenken. Die Klassiker Steyr oder Lunz am See, gefeiert und dicht besucht. Und schließlich, quasi als Krönung der diversen Zeitnahmen auf abgesperrten Pisten wie Niederöblarn oder Trieben: Der Red Bull Ring. Wo vor allem die Vorkriegs-Autos durch ambitioniertes Fliegenlassen auffielen.

Nicht zu lang, aber auch nix für Faule: Das waren die Etappen der Ennstal-Classic 2024. Das Timing passte, einzige Wermutstropfen war der Ausfall des Sölkpass, die Straße konnte nach Unwettern am Wochenende davor nicht rechtzeitig freigegeben werden. Und dass sich der Stoderzinken tatsächlich im Starkregen präsentierte wurde von den meisten mehr als Herausforderung, denn als Unbill verstanden.

Vorbildlich verhielten sich die zahlreichen Zuseher entlang der Pisten. Es herrschte nicht nur in Gröbming tolle Stimmung, die ganze Strecke entlang wurde gefeiert, geknipst, bewundert und autographiert. Es sind die Autos hier die Stars, ganz klar. Aber ihr Glanz färbt auch auf die Piloten ab. Egal ob es sich dabei um Promis handelt, wie Alex Kristan, Aksel Lund Svindal oder Dieter Quester. Auch all die anderen illustren Familien-Mitglieder der großen Ennstal-Classic-Family, sie alle stehen drei Tage lang im Mittelpunkt. Im Mittelpunkt ambitionierter, automobiler Fortbewegung im letzten Paradies.

Wir freuen uns auf 2025 – 16. bis 19. Juli!
Und zuerst noch auf die Planai-Classic von 9. bis 11. Jänner!

Die Highlights der Ennstal-Classic 2024