
Mastermind & Menschenfreund: Die Ennstal Classic-Familie hat gestern ihre Lichtgestalt verloren, die Familie daheim Ehemann, Vater und Opa.
Anfang der Neunziger rief Helmut Zwickl, längst der Doyen des heimischen Motorjournalismus, gemeinsam mit seinem Freund Michael Glöckner die Ennstal-Classic ins Leben – und versetzte fortan das beschauliche Örtchen Gröbming einmal im Jahr in den Ausnahmezustand. Wenn im Sommer das europäische Oldtimer-Epizentrum die schönsten Straßen erbeben lässt, ist Helmuts Spirit vom „Motorsport zum Anfassen“ für jeden greifbar, egal ob Teilnehmer oder Zuschauer.
Die Stars, die als Publikumsmagnete gekommen sind, die Sponsoren, die eine emotionale Plattform gesucht haben, die freiwilligen Helfer, die sich als tragende Teile des Spektakels fühlen konnten – sie alle wurden spätestens am Siegerehrungs-Abend zu Freunden. Im Bilderbuchrahmen der Ennstal-Classic und im Dunstkreis aus hochoktanigem Sprit, Bleizusatz und kochendem Öl hat Helmut ein Netzwerk geschaffen, das keine Lobbying-Agentur je vermitteln kann.
Zwischen Grand Prix-Berichterstattung aus allen Kontinenten, der Fliegerei als Hobby und der Familie daheim hatte Helmut seinen Kopf stets im Ennstal – auf der Suche nach neuen Routen und Herausforderungen, denn ein Blumenkorso sollte die Ennstal-Classic nie werden. 1997 riss er unsere Oldtimer dann auch noch aus dem wohlverdienten Winterschlaf – die Planai-Classic wurde in der Alteisen-Szene die Herausforderung für Männer, Frauen und Motoren.
Die Marke Zwickl zog – und lockte alle an. Denn der Mythos, der uns in Österreich mit den Namen Rindt, Lauda, Berger & Co. verbindet, trägt Helmuts Handschrift. Hunderte Motorsport-Storys hat er verfasst, er hat geschrieben, wie die Menschen reden, und das beantwortet, was sich die Menschen fragen. Ein Dutzend Zwickl-Bücher schmücken die Bibliotheken der Motorsport-Geschichte, zeitlose Benzin-Kompositionen aufgebaut auf unerreichtem Fachwissen, gewürzt mit unnachahmlichen Metaphern, getrieben von unfassbarer Hingabe zum Thema. Das letzte große Kapitel war für Helmut Zwickl eine echte Herzensangelegenheit: das „Autofahren im Letzten Paradies“. Es wird für Oldtimer-Enthusiasten als Vermächtnis bleiben, als ewiger Epilog.
Enrico Falchetto, 10. Februar 2025



(c) Ennstal-Classic / Martin Huber


Eröffnungs Abend Schloss Pichlarn
Helmut Zwickl und Wolfgang Porsche





Helmut Zwickl

