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Die mondänen Fünfziger Jahre und Ihre Vertreter bei der Ennstal-Classic

von Franz. J. Sauer

Die Sportwagen jener Zeit zeichneten sich vor allem durch Stil und Style aus. Zudem brachten die 1950er Jahre auch in technischer Hinsicht erstmals jene Perfektion auf, die in die Neuzeit des Rennsports wies. Wir beleuchten die Teilnehmer der Ennstal-Classic 2025 aus dieser Epoche.

Die Nachwehen des Zweiten Weltkrieges waren langsam überwunden, der Aufschwung Richtung Wirtschaftswunder voll im Gange. Und im Automobilwesen verlegte sich der Fokus langsam aber stetig wieder weg vom reinen Transportmittel, hin zum Betriebsmittel für Wettkämpfe einerseits, zum Statussymbol andererseits. So gereichte es der jungen Sportwagenmarke Porsche etwa bereits ab 1953 zu Ruhm und Ehre rund um den Globus, dass sich Zeitgeistikonen jener Tage in Fahrzeugen der Marke auf und auch abseits der Rennstrecke zeigten. Dass ausgerechnet der tragische Unfall, der aus dem jungen James Dean eine ewige Legende machte, in einem Porsche 550 Spyder geschah, tat all der Mythenbildung keinen Abbruch. Bei der Ennstal-Classic 2025, also quasi zur 70jährigen Wiederkehr des verhängnisvollen Verkehrsunfalls, tritt ein Porsche 550 RS Spyder in den kundigen Händen von Lothar Höss und Alexander Armbruster an (Donald Turnupseed wird ebensowenig erwartet, wie ein Ford Tudor, obwohl das auch schon was wäre, eigentlich).

Als absolutes Statussymbol – und an diesem Stellenwert hat sich bis heute wenig geändert – gilt in den Roaring Fifties der Mercedes 300 SL Gullwing, ein Beiname, den er sich durch die seitlich hochschwingenden Flügeltüren erwirbt. Allerdings muss man hier zwischen der Baureihe W194, der reinen Rennversion, die ab 1952 für die Marke eher unerwartete Rennerfolge etwa in Le Mans oder bei der Mille Miglia erwarb, und der ab 1954 produzierten Baureihe W198 unterscheiden, die bis heute eines der begehrtesten Fahrzeuge der internationalen Klassiker-Szene darstellt. Insgesamt drei Exponate des bis 1963 gebauten Supercars finden sich im Starterfeld der Ennstal-Classic 2025, den ältesten führen mit Startnummer 36 Johannes Kleissl und Iana Petrivska über die Berge des Ennstals.

Ein hochexklusives wie reinrassiges Rennfahrzeug findet sich mit der Startnummer 39, gesteuert von den Hochkarätern Gian-Pietro Rossetti und Marc Schamaun, im Starterfeld, zu dessen Beschreibung wir einen nicht minder wertvollen Text des großen Helmut Zwickl bemühen: „A6GCS heißt: das A steht für den Konstrukteur Alfieri, die 6 für den 170 PS starken Sechszylindermotor, G für den Zylinderblock aus Gusseisen, C für Corsa und S für Sport. Insgesamt sollen vom A6GCS zwischen 1947 und 1955 ungefähr 67 Exemplare gebaut worden sein (Rossettis Wagen ist Baujahr 1954), wobei 17 Stück der Urversion entsprachen und 52 Exemplare den Modellen ab 1953. Zwischen 1947 und 1961 war dieser in der Zweiliter-Klasse dominierende Rennzweisitzer 516-mal am Start und für viele Privatfahrer das Instrument zum Siegen.“ 

Ein zweiter Maserati A6GCS von 1955 geht mit Startnummer 42 in den Bewerb, pilotiert von Jutta Roschmann und Gabriele Bürger.

Ein weiterer Renn-Hochkaräter mit Maserati-Logo aus dem Hause Roschmann startet mit Nummer 41 anstelle des leider „erkrankten“ Ferrari 500 Mondial, pilotiert von Dieter Roschmann himself. Der Maserati 300 S Fantuzzi short nose, Baujahr 1955 und erstausgeliefert in die USA zu Bill Lloyd, war von 1957 bis 1999 ein „Langnaser“, der Umbau wurde bereits 1957 von „Rallye Motors“ durchgeführt, kurz zuvor, im Dezember 1956 hatte das nämliche Fahrzeug unter der kundigen Hand von niemand Geringerem als Sir Stirling Moss bei der 30 Lap Nassau Trophy den Sieg eingefahren. Erst 1999, im Rahmen einer Komplettrestauration bei Mario Linke wurde der Ur-Zustand wieder hergestellt.

Aber auch Großbritannien fühlt sich bei der Ennstal-Classic 2025 gut vertreten, Rennspirit fein verkörpert wird hierbei von einem Aston Martin DB3 S, auf Startnummer 40 pilotiert von David und Christopher Martyr.

Auch dieses Auto hat viel Geschichte zu bieten. 1955 ausgeliefert wurden gleich zahlreiche Renn-Erfolge gefeiert, etwa beim 12-Stunden-Klassiker in Hyeres oder Erfolgen in Lissabon und Oulton Park. Der Rennkarriere abrupten Abbruch verschaffte die Katastrophe von Le Mans, das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer 104 wurde in die USA verkauft und eroberte die Pisten von Pebble Beach, Laguna Seca oder Watkins Glen. Ab 1959 hielt Nr. 104 15 Jahre „Winterschlaf“ in einem Hühnerstall, 1989 kam der mittlerweile von Grund auf restaurierte Renner nach Großbritannien zurück, wieder unter der ursprünglichen Nummerntafel „OXE474“. Zahlreiche Einsätze bei Klassiker-Veranstaltungen, etwa der Mille Miglia Storico oder in Goodwood verschafften dem DB3 S die Wiederkehr ins Rampenlicht, 2016 fand sich Sir Stirling auch hinterm Lenkrad dieses automobilen Juwels. Die aktuellen Besitzer eignen „104“ seit 2023, es ist der erste Ausflug zur Ennstal-Classic.