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Ennstal-Classic 2025 LIVEBERICHT Tag 1: Von Gröbming nach Schladming über Umwege
Willkommen im Livebericht der Ennstal-Classic 2025, Tag 1, aus dem Cockpit der Startnummer 159, einem Alfa Romeo Berlina 2000 von 1971.Disclaimer: Wir sind in dieser Kombination (Leo Birke / Franz J. Sauer) schon mehrmals angetreten, ohne jeden ernstzunehmenden Erfolg. Wir sind also keine Konkurrenz für irgendjemanden. Dafür fand die Ennstal-Classic-Berichterstattung noch nie so „embedded“ statt wie heuer. Unsere Startzeit 9h49.
Von Franz J. Sauer
Leo ist noch kurz weggefahren. Er misst, bei welcher Drehzahl unser Alfa in welchem Gang exakt welche Geschwindigkeit fährt. „Dann kannst Du in der SP weiterschlafen.“ Man merkt, wir sind ein eingespieltes Team, sind den Bewerb schon ein paar Mal gefahren. Zu erst weit hinten in den 100er-Rängen angekommen, dann irgendwann zweistellig, zuletzt um die 60. Und der Ehrgeiz ist mit jedem Mal gewachsen, schlimmer geworden. Zuerst wars eine Hetz, dann bitterer Ernst. Rechtzeitig zogen wir den Stecker und Leo wechselte den Beifahrer.
Heuer weiß er worauf er sich einlässt. Einen Roadbook-Leser mit Reiseschreibmaschine auf den Knien. Es ist dies ein Experiment. Wir berichten sozusagen live von der Ennstal-Classic 2025. Aus dem Cockpit, von der Strecke. Nicht direkt als Ticker mit einer Meldung pro Minute, aber doch mit regelmäßigen Updates in Wort und Bild. Allen Medienkollegen sei hiermit ausgerichtet: Ihr könnt alle Textpassagen, alle Fotos, alle Zitate aus diesem Blog ungeniert übernehmen – dafür ist er da. Und abends gibt es dann wie gewohnt die Rückschau des Tages als Presseaussendung.
Hier sehen Sie unser Einsatzfahrzeug: Alfa Romeo Berlina 2000 Bj. 1971. Fahrer: Leo Birke.
Regen an der Startrampe. Klar, wir sind im Ennstal. Andi Gröbl fragt mich kurz bevor es losgeht ob mir nicht schlecht wird, wenn ich auf den Knien am Laptop beim Fahren schreibe. Ich sage, das wird man hier nachlesen können. Also sage ich auch mal gleich jetzt und in der Sekunde: Alles gut. Bislang. Die Alfa schnurrt, der Leo schaltet gelegentlich etwas energischer gegen mein Knie, der Tripmaster (extra kalibriert!) ist viel zu schnell und angelaufen ist auch noch nix. Kurz vor Pruggern wird der Regen stärker. Womit sich die „Bitte-Danke“-Scheinwerfer der Berlina etwas überfordert zeigen. Aber naja, noch ist die Straße gut zu erkennen. Und zu meinen Roadbook-Skills ist zu sagen: Wir sind längst auf das Auto vor uns aufgelaufen, also alles gut.
In der Ramsau dann: Sonderprüfung – und zwar fake! Weil hier nur kontrolliert wird, ob wir eh alle brav analog unterwegs sind. Sind wir. Ein Laptop ist ja wohl kein digitaler Zeitmesser. Weitergehts durch den Regen, die Reifen sind gottlob neu und Herr Leo ist ja sowieso nicht nur mechanischer Feinchirurg sondern talentierter Nassfahrer. Und bei Station 44 im Roadbook, nach etwa 37 Kilometern haben wir auch endlich unseren Tripmaster eingeholt (oder er uns, je nachdem): Einem Triumph steht nichts mehr im Wege. Zu Denken gibt uns bloß, dass der feine Porsche vor uns, wegtechnisch sowas wie ein Schrittmacher, immer einen anderen 40er, 45er oder 50er fährt, als wir, da gibts scheinbar mehrere. Und ehrlichgesagt – ich vertraue seiner Expertise mehr.
Der Tripmaster ist Dein Freund, wenn er korrekt zählt. Leo ist noch motiviert. Und so funktioniert ein Bitte-Danke-Scheibenwischer.
Sonderprüfungs-Start, Sonderprüfungs-Stress.
Freunde, es gibt erste Ergebnisse. Und mit Bernhard und Martin Pilz auf Lancia Aurelia B20 GT / 1955 ein erstes Sonderprüfungs-Siegerteam für die Messung in Gröbming. Auch die Ergebnisse der SP 5 Obertauern sind Online, mit Erich und Roswitha Volk auf Ford Mustang sind hier nun wieder alte Bekannte an der Spitze (ein !!! Punkt Abweichung). Auf Platz zwei folgen Christian und Rene Nell (Austin Mini Cooper S / 1967), Georg Geyer und Thomas Frik waren Dritte in Obertauern. Gesamtwertung ist daraus freilich noch keine abzuleiten.
Ach ja, nach uns hab ich auch gesucht. Hinten. Noch weiter hinten. Nichts gefunden. Logisch – weil Leo mit seiner Tachoschätzerei (ich bin ja als Beifahrer eher zum Vergessen) uns in Obertauern auf einen sensationellen Platz 8 chauffiert hat – 12 Punkte Abweichung.
Nach einer wunderbaren, kurzen Rast in Mauterndorf nebst Zeitkontrolle und deliziöser Leberkäs-Semmel für alle Teilnehmer (danke dafür!) geht es weiter in eine Landschaft, die den guten, alten EC-Slogan „Autofahren im letzten Paradies“ eindrucksvoll unter Beweis stellen. Es ist immer wieder rührend, ergreifend, wie auch immer man es nennen möchte. Bloß Leo denkt immer nur an Sonderprüfungen. Sein Ehrgeiz ist nach der guten Platzierung in Obertauern klarerweise geweckt.
Ein Teilnehmer für alle Fälle, die Mit-Alfisti Michael Ziehenberger / Jacky Traxler (berichtend für die tolle Autorevue), das wunderbare Schloß Moosham, wo es einen Stempel gab und der Leo, der sich auf die nächste Zeitnehmung eingroovt. Ein schöner Mensch.
Die Etappe Mauterndorf – Taggenbrunn ist was für Fahrer. Wunderschöne Asphaltbänder, teils geschwungen, teils gerade, der Belag ok, die Landschaft hinreißend. DIe Gelegentlichen Sonderprüfungen sind hier keine Challenge, wer den Berg schneller als mit 50 nimmt, mag weder Auto noch Beifahrer. Aber natürlich ist hier höchste Genauigkeit gefragt, kein ungefähres Dahinpendeln. Und zwischen Glödnitz und Weitenfeld beendet die SOCAR-Tankstelle die Sorge um die ungenaue Tankuhr der Berlina, die mehr Empfehlungen als Stichhaltiges angibt. Aber jetzt ist er wieder voll und weiter geht es über Gurk richtung Taggenbrunn zur Mittagsrest.
Mittagsrast in Taggenbrunn, strahlender Sonnenschein auf dem wunderschönen Gut im Herzen von Kärnten. Wunderbare Klassiker säumen den Burghof und das Areal, die Fahrer und Beifahrer laben sich am Buffet von Caterer Jezerśek. Die ersten knapp 200 Kilometer sind weggespult, die Berlina läuft bei unterschiedlichsten Bedingungen (von Starkregen bis Sonne war alles da) wie ein Glöckerl und am Schnürchen oder wie man sagt, alle sind happy, außer Pilot Leo mit meinen Beifahrerkünsten. Ich gebe zu, ihn da ziemlich hängen zu lassen. Weshalb wir bei der ersten Zwischenwertung auf Platz 114 liegen. Kein Ruhmesblatt in dem Sinn, mit wenig anderem hatte ich gerechnet, also wenden wir uns den wichtigen Dingen zu, jenen nämlich, die sich an der Spitze des Feldes abspielen.
Die ersten beiden Plätze sind fest in Händen der Routinieres – Christian und Rene Nell auf Mini Cooper S von 1967 führen, auf Platz zwei liegen die Vorjahres-Siegerinnen Margarita und Magdalena Voglar mit ihrer längst legendären Alfa Giulia TI von 1964. Auf Platz drei liegen derzeit Hubert und Ingrid Pfennich mit ihrem Porsche 356 B T5 Cabrio, auf Platz vier liegen Gerhard und Evelyn Mischka auf Lancia Fulvia 1600 HF.
Nach dem Donnerstag vormittag auf Platz 2: Die Alfistisisters Voglar.
Ach ja – auch echt schöne Fotos von der Veranstaltung werden vom Profi-Fotografen-Team der Ennstal-Classic regelmäßig veröffentlicht, die Auswahl ist HIER zu finden.
Es ist die Fahrt von Taggenbrunn zum Red Bull Ring nicht nur landschaftlich schön. Sie ist auch eine Herausforderung für Fahrer und Beifahrer. Viele Sonderprüfungen im kurvigen Geläuf, bergauf und bergab, stets Action, die auch Autos an ihre Kapazitätsgrenzen bringt. Das Mechaniker-Team von KFZ Huber war im Dauereinsatz. Und Schreiben am Beifahrersitz wurde tatsächlich zu einer rechtschaffenen Herausforderung.
Knapp einen Monat nachdem die Formel-1-Größen den Red Bull Ring befuhren traf sich heute das Starterfeld der Ennstal-Classic zum fröhlichen Ringelpiez am prominenten Asphalt. Freilich, die lange Gerade wurde durch eine Schikane entschärft, um überambitionierte Fahrer zu bremsen. Und natürlich ging es selbst auf der F1-Strecke nicht um Speed, sondern um Gleichmäßigkeit, also Geschick. Man merkt sich Landmarks auf der Piste, merkt sich die bis dorthin gefahrenen Zeiten. Dann stoppt man die Runde und versucht bei den nächsten Runden (spätestens hier muss eine zweite, mechanische Stoppuhr zum Einsatz kommen), den zuvor gemerkten zeitlichen wie örtlichen Landmarks so nah wie möglich zu kommen. Das Ziel sind identische Rundenzeiten, eine Annäherung, die fast nicht möglich ist. Es gibt fünf gewertete Runden.
Leo ist diesbezüglich ein Gleichmäßigkeits-Talent. Was in einem 20. Rang in der Ringwertung gipfelt (am Parkplatz waren wir weitaus schlechter). Den Ring gewonnen haben Fritz Jirowsky und Gerhard Soukal (Alfa Romeo 2000 GT Veloce) vor Michael und Viktoria Krammer auf dem Plymouth Roadrunner in giftgrün, einem der saftigsten Autos des Grid, wenn man auf Amischlitten steht. Für die Halbzeit-Führenden Christian und Rene Nell war der RB-Ring eher nix: Am Parkplatz Platz 80, am Ring Platz 42. Bleiben nurmehr die zahlreichen SPs am Weg um die Führung in einen Tagessieg zu verwandeln. Es bleibt spannend. Und nun geht es über den sagenhaften Sölkpass nach Schladming ins Ziel.
Dass es sowas noch gibt: Ein Spar mit Tankstelle in Oberwölz
Der Sölkpass. Kampf mit der Natur. Kehren, die enger werden, Kehren, die aufmachen, Kehren auf Höhen, die einem die Luft abschnüren. Oberhalb der Baumgrenze, mitten im Wald. Dazu, wenn das Grün es freigibt: Atemberaubende Ausblicke. Autofahren im letzten Paradies trifft auf diese Etappe seit jeher zu wie auf wenige andere. Irgendwie war der Sölk schon immer eine Art Nukleus für mich, wenn ich an der Ennstal teilnahm. Sportlich blieb die Angelegenheit für uns wertlos: Zwei 1000er. Der erste weil der Navigator (ich) einen Fehler gemacht hat, der zweite, weil sich ein Fiat Ducato vor uns breit machte, so dass kein Schnitt mehr zu halten war. Also haben wir ein Kuh-Foto gemacht …
Nach der Abfahrt vom Sölk steckt Dir schließlich die Strapaz vom Tag im Gestell. Gefühlt hat die 71er-Berlina den Tag besser weggesteckt als der 74er-Chronist am Beifahrersitz. Es geht zurück richtung Schladming. Auf der Strecke warten aber noch zwei Sonderprüfungen, Distanz auf Zeit, der Klassiker. Und nicht mehr machbar nach dem Tag, noch dazu bereits im Dunkeln. Ein 89. Platz bei der ersten, ein 147. bei der zweiten lassen den Fahrer an seinem Co verzweifeln. Aber es wäre ja nicht so, dass er es nicht gewußt hätte.
Dafür ist der Zieleinlauf in Schladming wie immer triumphal. Und Andi Gröbl ist auch wieder da, wie ein Selfie beweist. Nein, mir ist den ganzen Tag über nicht schlecht geworden.
Was sich schon bei den Messungen am Nachmittag, vor allem aber nach den Wertungen am Red Bull-Ring ergab, war dann am Abend Gewissheit: Auf Platz 1 nach Tag 1 liegen die Vorjahres-Siegerinnen Margarita und Magdalena Voglar mit ihrem Alfa. Es sei ihnen herzlichst vergönnt. Platz 2 belegen Georg Geyer und Thomas Frik (Porsche 356 Speedster), auf Platz 3 liegen Gerhard felfer und Helmuzt Eichlseder, ebenfalls auf Porsche 356 A Speedster. Die Mittags-Führenden Chrstian und Rene Nell liegen nach dem Gesamt-Tag auf Platz 7, insgesamt liegen die Top Ten in einem Punktefeld von knapp 600 Zählern. Das verspricht einen spannenden Marathon!
Und hiermit schließen wir die Berichterstattung für heute, Startzeit morgen ist 8h49. Gute Nacht!
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