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Wir sind Weltmeister

Mit dem Doppelsieg in Brasilien holte sich Red Bull Racing den begehrten Titel des Konstrukteurs-Weltmeisters. Es ist das erste Mal, dass ein mit österreichischer Lizenz fahrendes Team dieses Championat holt, das gerade für die britischen Rennställe seit jeher einen höheren Stellenwert hat, als der Fahrertitel, nicht zuletzt weil der Preisgeldkuchen damit abgerechnet wird.
Österreich legt nun in die Geschichte der Formel 1 ein neues Lesezeichen: Wir hatten mit Jochen Rindt und Niki Lauda bereits Fahrer-Weltmeister, aber jetzt können wir wieder einmal sagen: Wir sind Weltmeister. Konstrukteurs-Weltmeister.

2005 gab es für Red Bull Racing, ein Team, das aus dem Kauf von Jaguar-Racing entstand, zwar schon 34 WM-Punkte, aber noch kein Podium. 2006 gab es erstmals einen dritten Platz, 2007 und 2008 ebenfalls. 2009 holte RBR bereit 5 Pole, es gab sechs Siege, sechs zweite und vier dritte Plätze.

Vor dem Finale am kommenden Sonntag in Abbu Dhabi stehen 14 Pole, acht Siege, sechs zweite und fünf dritte Plätze am Konto.

Von einem Mittelfeld-Team gelang RBR innerhalb von nur sechs Jahren der Höhenflug zum Konstrukteurs-Titel. Wer in der Formel 1 Erfolg haben will, muß jeden Abschneider zur Spitze wahrnehmen, und ein gnadenloses hire-and-fire System exekutieren. Die Red Bull Saat ging auf, als Andrian Newey die richtigen Leute um sich hatte und die Verantwortungsbereiche definiert waren und alle am gleichen Strang zogen.

Didi Mateschitz, der seine ersten Formel 1 Ambitionen beim Sauber-Team einbrachte, schuf hervorragende Rahmenbedingungen, die diesen sensationellen Durchmarsch an die Weltspitze möglich machten.

Und trotzdem kann es passieren, dass weder Mark Webber noch Sebastian Vettel am kommenden Sonntag den Titel eines Fahrer-Weltmeisters an Land ziehen, weil Didi Mateschitz die Parole ausgegeben hat: wir werden keine Stallorder anwenden.

Lieber auf den WM-Titel verzichten.

Damit entsteht eine einzigartige Situation. Vettel kann nur dann Weltmeister werden, wenn er gewinnt und Alonso bestenfalls Fünfter wird. Webber wiederum kann nur dann Weltmeister werden, wenn er gewinnt und Alonso nicht besser als auf Platz drei einläuft.

Red Bull bürdet die Verantwortung für das Finale seinen Piloten auf.

Gesetzt dem Fall, Vettel führt vor Webber und Alonso, dann ist der Ferrari-Pilot Weltmeister.

Außer: Sebastian Vettel entschließt sich zu einem freiwilligen Platztausch. Der Sonnyboy hat heuer 66 WM-Punkte durch technische Gebrechen verloren, er kann sich so oder so als moralischer Weltmeister fühlen. Mit so einem freiwilligen Platztausch, ohne Funkbefehl, der Mark Webber zum Weltmeister machen würde, könnte er sich bei Didi Mateschitz und seinem Team unsterblich machen…

Helmut Zwickl
Helmut Zwickl

Kolumne Zündkerzen Helmut Zwickl berichtete von über 560 Formel 1 Grand Prix. Er fuhr mit Jochen Rindt nach Monaco, mit Fangio um den Nürburgring und flog mit Niki Lauda im Privat-Jet nach Longbeach. Er schrieb 16 Bücher über Motorsport und gründete 1993 zusammen mit Michael Glöckner die Ennstal-Classic.

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