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Zur Red Bull Ring Eröffnung: Der Rennstreckenkrieg der 60er Jahre

Am 15. Mai wird der Österreichring, dann A1-Ring, nach einer Privatinitiative von Didi Mateschitz als Red Bull Ring wiedereröffnet.

Die permanente Rennstrecke Österreichring entstand aus dem Desaster rund um die erste Formel 1-WM 1964 am Zeltweger Militärflugplatz. Im Krieg gegen den Salzburgring blieben die Steirer Sieger.

Zeltweg 1964 war eine Pleite, auf den holprigen Landepisten des Militärflugplatzes zerbrach fast das ganze Formel 1-Feld. Österreich hatte seinen ersten und zugleich letzten Formel 1-WM-Lauf. In der Steiermark war Dr. Gustav Tiroch, der Präsident des STMSC Knittelfeld, die treibende Kraft für eine permanente Rennstrecke auf dem Aichfeld-Murboden. Als Gegenpol zu dem zunächst «Aichfeld-Ring» genannten Projekt der Steirer hatte ÖASC-Präsident Willy Löwinger (heute 95 Jahre alt, er galt als Erfinder der Flugplatzrennen) Salzburg als den besseren Standort für eine neue Rennstrecke ausgesucht. Salzburg schien alle Vorzüge zu haben, die es in der Steiermark nicht gab: das Einzugsgebiet aus Deutschland, alle Autoimporteure saßen in der Mozartstadt. Der kalte Krieg begann, ein Netz von Agenten sollte den jeweiligen Planungsstand an den Gegner melden.

In Zeltweg ging 1968 wieder das Sportwagen-Rennen über den Militärflugplatz. Der Rennstrecken-Krieg eskalierte. Drei Tage vor dem Rennen erstattete Willy Löwinger bei der OSK Anzeige, die darauf aufmerksam machte, dass die Knittelfelder ihr Flugplatzrennen zu Unrecht «FIA-Weltmeisterschaftslauf» nennen.

Im Herbst 1968 wollten die Salzburger das steirische Projekt sogar «einschläfern», in dem sie sich bereit erklärten, den Steirern die Kosten aller Vorarbeiten – damals schon rund 5 Millionen Schilling – zu ersetzen.

Dr. Tiroch betrachtete den Ring im Hügelland von Spielberg als sein Lebenswerk. Löwingers Angebot war für ihn «blanker Zynismus, keinen Gedanken wert«. Ihm ging es nicht nur «um die Rennstrecke an sich und um den Zeitpunkt, diese Strecke als erste permanente Rennstrecke zu eröffnen, sondern wir wollen der Gegend wertvolle Impulse geben»

Sowohl in der Steiermark als auch in Salzburg wurden Rentabilitätsrechnungen präsentiert, die den Bau rechtfertigen sollten, aber die Steirer hatten einfach die besseren Karten, was Löwinger & Co. nicht wahrhaben wollten.

Der Österreichring hatte sich für 1970 nicht nur den Formel 1-WM-Lauf gesichert, sondern auch das 1000 km Rennen, wobei seitens der OSK eine Zehnjahresgarantie bestand, dass der Formel 1-WM-Lauf, wenn überhaupt in Österreich, dann nur in der Steiermark ausgetragen wird.

Das machte die Salzburgring-Initiatoren noch zorniger, aber aufgeben wollten sie nicht. Als Löwinger sein ursprünglich ins Auge gefasstes Gelände in Thalgau für den Salzburgring doch nicht bekam, brach Panik aus, denn in der Steiermark modellierten bereits die Buldozzer den neuen Österreichring. Löwinger, unter Zeitdruck gekommen, musste seine Strecke in die enge Talrinne von Plainfeld-Koppl hineinpressen, was eine echte Notlösung war, an der in Zukunft nicht mehr viel korrigiert werden konnte.

Tirochs Maxime war dass der 5,9 km lange Österreichring «Europas schnellste Rennstrecke werden muss»

Die Steirer gewannen den Wettlauf um die Eröffnung.

Am 27. Juli 1969 eröffnete Landeshauptmann Josef Krainer den Österreichring.

Am 21. September 1969 eröffnete Landeshauptmann Lechner den Salzburgring.

Helmut Zwickl
Helmut Zwickl

Kolumne Zündkerzen Helmut Zwickl berichtete von über 560 Formel 1 Grand Prix. Er fuhr mit Jochen Rindt nach Monaco, mit Fangio um den Nürburgring und flog mit Niki Lauda im Privat-Jet nach Longbeach. Er schrieb 16 Bücher über Motorsport und gründete 1993 zusammen mit Michael Glöckner die Ennstal-Classic.

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