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Die Formel 1 wird Spekulationsobjekt

Die Formel 1 ist im Umbruch, in jeder Beziehung. Mit Jean Todt sitzt ein neuer FIA-Präsident am Ruder, quasi ein Hoffnungsträger ala Obama, der die Zeiten des kalten Krieges beendet, wie ihn Max Mosley gegen die Rennställe gepflegt hatte.

Eine neue Fahrergeneration wächst heran, neue Teams werden durch die in Aussicht gestellte Kostenreduktion und ein neues Preisgeldschema zum Mitmachen animiert: Die Formel 1, bisher eine einzige Geldvernichtung, wird plötzlich zum Spekulationsobjekt, zu einer Aktie die Renditen abwerfen könnte.

Die Luxemburger Investment-Firma Genii Capital beteiligt sich an Renault. Nur dieses neue Geschäftsmodell macht es möglich, daß Renault nicht den totalen Rückzug in Gang setzte, wie wir es von Honda, BMW und Toyota erlebt haben. Auch in den neuen Teams stecken überall Investoren, die in der Formel 1 eine neue Gelddruckmaschine sehen. Daimler-Grossaktionär Aabar, eine Investmentgruppe aus Abu Dhabi, steckt mit 30 Prozent auch im neuen Mercedes-Team, und wer Peter Sauber den Rückkauf des BMW-Teams finanzierte, ist unklar. Als ich Peter Sauber darauf ansprach und sagte, ich vermute Bernie Ecclestone pumpte Geld in die Rettung, hieß die Antwort des Schweizers, «nein, Bernie hat damit nichts zu tun.»

Ferrari-Präsident Montezemolo brachte die vielen Probleme, denen sich die Formel 1 stellen muß, auf den Punkt: «Wir dürfen nicht von einem Extrem zum anderen übergehen.»

Er meint damit das Zurückfahren der Kosten. Wie sich das genau definieren und überwachen lässt, das ist noch sehr unklar.

Hinter dem endlosen Countdown zum Comeback des Michael Schumacher dürften politische Überlegungen stehen. Mercedes muß glaubhaft machen, dass wer anderer seine Millionen-Gage zahlt, sonst wird in Zeiten wie diesen, erneut der Betriebsrat rebellisch…

2010 wird es zwar Reifenstopps, aber keine Tankstopps geben. Dieses Tankverbot wird uns eine völlig neue Rennwagen-Generation ausliefern. Tankstopps machten die Rennen spannender. Künftig wird das Thema Benzinsparen wie in der alten Turbo-Ära wieder ein Faktor. Ob die Rennen dadurch fader werden, wird sich zeigen.

Und in einigen Jahren wird sich zeigen, ob die heute eingestiegenen Investoren, sprich Spekulanten, Geld verdient, oder Geld verspielt haben.

Helmut Zwickl
Helmut Zwickl

Kolumne Zündkerzen Helmut Zwickl berichtete von über 560 Formel 1 Grand Prix. Er fuhr mit Jochen Rindt nach Monaco, mit Fangio um den Nürburgring und flog mit Niki Lauda im Privat-Jet nach Longbeach. Er schrieb 16 Bücher über Motorsport und gründete 1993 zusammen mit Michael Glöckner die Ennstal-Classic.

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