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Wieviel Betrug steckt (noch) in der Formel 1?

Ich habe es oft genug geschrieben: Die Formel 1 erinnert mich an eine Freistilringer-Truppe auf Tournee. Man macht sich den Sieger aus, alles Show, Publikumsbetrug.

Der befohlene Crash von Singapur war sicher der Höhepunkt aller Skandale, Manipulationen und Betrügereien, mit der sich die Formel 1 seit Jahrzehnten in den Schlagzeilen hält. Und immer wieder waren es die Urteile nach solchen Regelverstößen, die zum Aufreger wurden. Zu stark sind die wirtschaftlichen Verflechtungen der Zirkusdirektion, zu viel Geld steht am Spiel. Die Politik, geprägt vom Druck der Investoren, TV-Quoten und Machtspiele, lässt den Eindruck entstehen, dass sie immer wieder in die Gerichtsbarkeit eingreift.

Da wurde McLaren-Mercedes im sogenannten «Spionage-Skandal» zu einer 100 Millionen Dollar-Strafe verurteilt (wieviel von dieser Summe tatsächlich bezahlt wurden, sei dahingestellt), und jetzt kommt das Renault Formel 1-Team mit einer Bewährungsstrafe davon.

Natürlich hat Bernie Ecclestone, selbst ein Mitglied des Welt-Konzils, den anderen Konzilmitgliedern klar gemacht, dass man Renault weder mit Geld noch mit einem sofortigen Ausschluss aus der WM bestrafen dürfe, sonst verliert man auch dieses Team.

Flavio Briatore hingegen kann künftig sein Unwesen nicht mehr im Motorsport treiben. Er wird keinen «Schummel-Schumi» mehr kreieren, wie im Jahre 1994, wo seine Benetton-Truppe durch Software-Manipulationen und eine frisierte Tankanlage für Skandale sorgte, er darf auch keine Fahrer mehr managen, keinen Alonso mehr entdecken, und nicht mehr einem Fahrer wie Alex Wurz, der seinen Managementvertrag ablehnte, die Formel 1 Karriere zerstören.

Möglich dass Pat Symonds es war, in dessen Gehirn der Plan vom Singapur-Crash reifte. Jedenfalls gab er Piquet jun. den detailierten Marschbefehl an die Mauer mit. Der exzellente Formel 1-Techniker jedenfalls darf sich die nächsten fünf Jahre nicht mehr in der Formel 1 blicken lassen.

Piquet jun. hat sich als Marionette missbrauchen lassen, um bei Renault einen neuen Vertrag zu bekommen. Aber im Prinzip sind doch alle Fahrer Marionetten, weil es zu viele Briatores gibt.

Renault hat tolle Sachen in die Formel 1 eingebracht, die Franzosen waren der Turbo-Pionier, sie leisteten im Motorenbau großartige Entwicklungsarbeit, doch was bleibt davon?

Der manipulierte Sieg in Singapur.

Wird die Formel 1 jetzt friedlicher? Nachdem mit Ron Dennis die größte Reizfigur, nicht ganz freiwillig, zurückgetreten ist, und Flavio Briatore auf ewig verbannt wurde?

Machen wir uns nichts vor: es kommen immer wieder neue Briatores ins Spiel. Weil der Erfolgsdruck so hoch ist, wird es immer wieder Manipulationen geben. Die mit unverständlichen Strafen geahndet werden.

Helmut Zwickl
Helmut Zwickl

Kolumne Zündkerzen Helmut Zwickl berichtete von über 560 Formel 1 Grand Prix. Er fuhr mit Jochen Rindt nach Monaco, mit Fangio um den Nürburgring und flog mit Niki Lauda im Privat-Jet nach Longbeach. Er schrieb 16 Bücher über Motorsport und gründete 1993 zusammen mit Michael Glöckner die Ennstal-Classic.

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