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Senna wäre jetzt 60 Jahre alt!

Ayrton Senna wäre am 21. März 60 geworden, wenn er nicht am 1. Mai 1994 in Imola verunglückt wäre.

Bei der Spurensuche nach dem Phänomen Senna wurde man von Senna selbst sehr früh im Stich gelassen. Der Brasilianer wurde für uns erst begreifbar, als Gerhard Berger in den Jahren 1990 bis 1992 mit ihm für McLaren fuhr. Berger verriet: «Es gab kein Detail, keine Randerscheinung, keine Spezifikation, keinen Parameter, keine Konfiguration an einem Rennwagen, die er nicht analysiert und archiviert hatte.»


Senna lebte am Optimum der Technik. Wenn in seinem Rennauto am Ende fünf Liter Sprit im Tank übrig blieben, war das für ihn eine Fehlkalkulation, und der verantwortliche Ingenieur hatte kein gutes Leben. Berger fand: «Er ging immer ans Limit, egal ob er Wasserski oder Wetbikes fuhr, oder Hubschrauber flog.» Im Rennen, so erklärte Berger, konnte er sich länger und fehlerloser im Extrembereich bewegen als andere. Ich hingegen musste bisweilen zurückstecken, weil es mir im Kopf zu schnell ging…»


Wenn ich an Ayrton Senna zurückdenke, fällt mir eine Begegnung Mitte der Achtzigerjahre ein. Ich hatte meinen Privatpilotenschein auf eine Berufspilotenlizenz für Instrumentenflug aufgestockt, so konnten wir mit einer zweimotorigen Cessna zu den europäischen Grand Prix fliegen. Einen Tag vor dem Abflug nach Bologna zum Imola-Grand Prix, kündigte Heinz Prüller einen nicht eingeplanten Fluggast an. Wen? Wir würden schon sehen. Laut Flugplan sollten wir in Schwechat bereits starten, doch weder Prüller noch der geheimnisvolle Passagier waren da. Endlich kamen sie, der Passagier war Ayrton Senna. Er war im Fitness-Center von Willy Dungl in Gars gewesen, jetzt flog er mit mir zum Imola-Grand Prix.


Ayrton setzte sich brav auf den Rücksitz, schnallte sich fest und schlief sofort ein. Einmal sah er zum Fenster raus und wollte wissen wo wir sind.  Wir überflogen gerade die Adria. In Bologna verabschiedete er sich mit Dank. Sein Händedruck, das ist mir heute noch bewusst, war für einen Mann seines Kalibers erstaunlich schwach, völlig schlaff. Als würde er befürchten, Strom aus seinen Batterien zu verlieren.  Er war ein angenehmer Passagier und ich kann sagen, ich habe den großen Senna gesponsert. Denn bezahlt hat er natürlich nichts… Selbst nach der Schumacher-Ära und auch heute noch, wenn von Lewis Hamilton die Rede ist, bleibt Ayrton Senna mit seinem «Jesus Christ Superstar» Mythos unvergessen.

Helmut Zwickl
Helmut Zwickl

Kolumne Zündkerzen Helmut Zwickl berichtete von über 560 Formel 1 Grand Prix. Er fuhr mit Jochen Rindt nach Monaco, mit Fangio um den Nürburgring und flog mit Niki Lauda im Privat-Jet nach Longbeach. Er schrieb 16 Bücher über Motorsport und gründete 1993 zusammen mit Michael Glöckner die Ennstal-Classic.

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