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Wie schön ist ein Regen-Chaos

In den ödesten Phasen einer Formel 1 Saison war ein Regen-Chaos stets etwas Wunderbares, weil es alle Prognosen über den Haufen warf. Was wurde vor dem Malaysien-Grand Prix alles geredet und geschrieben. Ferrari wurde medial vernichtet, und dann gewinnt Fernando Alonso. Mercedes wurde schon auf Sieg gespielt, letztlich wurde Michael Schumacher Zehnter. Kein Mensch sprach von Sauber, dann lag Sergio Perez plötzlich auf Siegeskurs. Hamilton und Button, die großen Favoriten spielten im Regen auch keine Hauptrolle. Und Red Bull musste sich mit Mark Webbers viertem Rang begnügen.

Die Vorjahrs-Dominanz von Red Bull war in den ersten beiden Rennen nicht erkennbar. So wie Adrian Neweys Technik-Team im Vorjahr mit dem angeblasenen Diffusor und anderen Tricks Vorteile produzierte, so hat Mercedes heuer offenbar in den Grauzonen des etwas veränderten Reglements den Stein der Weisen gefunden. Aber in der Sintflut von Sepang wurde das wahre Kräfteverhältnis verwaschen, «Reifentaktik und Kollisionen» so Mark Webber, «prägten das Rennen.» Im übrigen, ließ der Australier durchblicken, «gäbe es bei uns keine Krise».

Bei Ferrari gibt es sehr wohl eine Krise. Alonsos Sieg in Sepang schafft zwar in Maranello ein Atempause, aber eine alte Faustregel in der Formel 1 besagt: jede technische Krise ist eine menschliche Krise. Bei Ferrari herrscht wieder ein zwischenmenschliches Desaster, der alte Intrigenstadel steht wieder da. Die Genialität von Alonso hat in Sepang ein nicht konkurrenzfähiges Auto zum Sieg geführt.
Keine Frage: Mercedes hat gegenüber dem Vorjahr einen Sprung vorwärts gemacht. Man hat eine Art F-Schacht System erfunden, das den Top-Speed in den DRS-Zonen um gute 15 km/h erhöht. Schon laufen die Konkurrenten Sturm, doch die FIA hat es abgesegnet. Die Konkurrenz wird es kopieren müssen, doch noch weis sie nicht genau wie es tatsächlich funktioniert.

Lotus ist erstaunlich schnell. Sauber mit Ferrari-Motoren hat ein schnelleres Auto als Ferrari.
Sebastian Vettel, der Seriensieger, wurde in Sepang genau wie Jenson Button von dem Inder Karthikeyan beschädigt, ein Reifenplatzer warf ihn zurück, dann stellte sich am Schluss ein Defekt ein. Es läuft noch nicht rund bei Red Bull.
Aber die Saison ist noch lang.

Helmut Zwickl
Helmut Zwickl

Kolumne Zündkerzen Helmut Zwickl berichtete von über 560 Formel 1 Grand Prix. Er fuhr mit Jochen Rindt nach Monaco, mit Fangio um den Nürburgring und flog mit Niki Lauda im Privat-Jet nach Longbeach. Er schrieb 16 Bücher über Motorsport und gründete 1993 zusammen mit Michael Glöckner die Ennstal-Classic.

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